top of page

Etappe 11 Kraft tanken in Stralsund

  • Autorenbild: PH16
    PH16
  • 27. Dez. 2020
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 5. Feb. 2021

Der Montagmorgen des 24.8.2020, beginnt wie ein normaler Montag, leicht verkatert. Ich konnte schön entspannt bis 10:00 Uhr schlafen, denn heute heißt es ja Zug fahren bis nach Stralsund. Vorher will ich noch in die Innenstadt und auf eine der Kirchen. Es heißt allerdings erstmal wieder Blasenpflaster kaufen. Greifswald hat zwei wirklich wunderschöne alte Kirchen, die St. Marienkirche und den Dom St. Nikolai. Meine Wahl fällt auf den Dom, denn er besitzt einen Aufstieg und eine Aussichtsplattform. Auf meinem Weg zur Kirche treffe ich auf einen Wegweiser, der den Jakobsweg und dessen Zielort Santiago de Compostela in Portugal ausschildert. Rund 1700km sind es von Greifswald bis dorthin. Dagegen ist das was ich hier gerade mache, ein Kindergeburtstag. Aber wer weiß, ich bin erst 29, ich habe noch genug Zeit für so einigen Blödsinn in meinem Leben!


ree

(Greifswald von oben, mit Blick Richtung Ostsee und Greifswalder Bodden)


Oben auf dem Dom, staune ich dann über eine tolle Aussicht, mit alten Bekannten wie dem Ruden und dem AKW Lubmin, die allerdings schon wieder so unfassbar weit entfernt sind, dass es mich selber wundert, wie weit man an einem einzigen Tag kommt, obwohl man nur zu Fuß unterwegs ist.

Es geht wieder runter und wenig später, am Campus der Universität vorbei, der selber wie eine eigene kleine Stadt wirkt, weiter in Richtung Bahnhof Greifswald.

Ich frühstücke im Bahnhof, während ich auf meinen Zug warte.

Die 20 minütige Zugfahrt ist schnell erklärt, eine Million Fahrräder überall, schlechte Laune, Maskenpflicht.


Ich freue mich auf Stralsund. Schon der Gang durch die alte Halle des Hauptbahnhofes, mit der Deckenmalerei der Insel Rügen, vermittelt mir ein Gefühl der Vorfreude. Kurz danach, geht es weiter Richtung Altstadt, mit ihren prächtigen Kirchen und Kathedralen, dem Meereskundemuseum, dem schönen Hafen samt der Gorch Fock 1 und nicht zu vergessen dem Ozeaneum, meinem persönlichen Muss. Ich hoffe nur, dass Corona nicht zu viel Einfluss hat, auf die als Reiseziel sehr beliebte Stadt, besonders an Tagen wie heute, an denen das Wetter nicht besonders gut zu werden scheint. Zuerst aber, checke ich in meinem Hotel ein, dem "Norddeutschen Hof". Ein hervorragend gelegenes kleines Hotel, direkt neben der (wie schon in Greifswald genannten) Marienkirche, unmittelbar am neuen Markt. Von hier aus liegen alle Sehenswürdigkeiten höchstens 15 Minuten zu Fuß entfernt. Als erstes geht es in jene Marienkirche, denn auch sie verfügt über eine Aussichtsplattform.


ree

(ganz hinten Rügen, die Rügenbrücke und große MV Werft)


Der Blick von hier oben, toppt nochmal den Ausblick in Greifswald. Man hat absolut alles im Auge, die klein verschachtelte Altstadt und die Innenstadt entlang der Strelasund, Die riesige Werft im Südosten der Stadt und die im wahrsten Sinne des Wortes, überragende Rügenbrücke mit einer Länge von 2831m als absolutes Highlight.


ree

(die Altstadt, der Hafen und der Strelasund)


Nach dem Abstieg, geht es für mich weiter in Richtung Hafen und zum Ozeaneum. Eine Hotelangestellte warnte mich schon auf längere Wartezeiten vor, denn aufgrund von Corona, kommt es zu damit verbundenen, verringerten Kapazitäten des Museums und seiner Besucher. Aber ich konnte doch nicht ahnen, dass die Leute dort in mehreren Windungen, bis hinter zur Gorch Fock anstanden. Eine Stunde Wartezeit bei beginnendem Nieselregen! Nope, auf keinen Fall!


ree

(riesige Warteschlange vor dem Ozeaneum)


Nachdem ich durch die Stadt schlendere und eine weitere Kirche besuche, kehre ich zurück zum Ozeaneum und stelle leider fest, dass sich an der vorherigen Situation nichts geändert hat. Also bleibt mir nur übrig, mich später um 16:00 Uhr anzustellen. Dann bin ich hoffentlich 16:30 Uhr drin, weil es leerer ist und habe noch Zeit bis 18:00 Uhr. Nicht schön, aber ich kann Stralsund nicht verlassen, ohne in diesem Museum gewesen zu sein. Zeit mich um ein anderes Problem zu kümmern. Beim Blick auf mein Handy und den 5 Tages-Wettertrend, öffnet sich mir ein grauenhaftes Bild. Nur noch Regen ab Übermorgen. Also werfe ich die Frage wieder auf, die mich auf dem Weg nach Friedland so beschäftigt hatte. Was mache ich bei Regen? Nun ja, die Antwort ist zwar hochgradig unsexy, aber es läuft alles auf ein Regencape hinaus. Jene, mit denen nur Rentner zu sehen sind. Aber sie sind eben billig, leicht, in jeder kleinen Tasche verstaubar und trocknen sehr schnell nach der Benutzung. Wie gesagt, so kacke man auch damit aussieht, ich empfehle so ein Cape sehr und ich kann versprechen, dass es bei euch und bei anderen, für den ein oder anderen Lacher sorgt! Aber dazu später mehr.


Stralsund hat viel zu bieten und das merkt man an diesem Tag auch besonders. Überall Menschenschlangen, Reisegruppen und volle Läden, Cafes und Restaurants. In Thüringen und Sachsen sind zur Zeit Ferien und das ist auch wirklich nicht zu überhören. "Güdden dach, isch hät gern 'n Bismaakbrötch'ne".

Um nur ein Beispiel zu nennen. Um 16:00 Uhr stehe ich dann wieder vor dem Ozeaneum. 20 Minuten anstehen, heißt es jetzt nur noch, der Plan ist voll aufgegangen. Von dem Museum muss ich euch nicht viel erzählen, es ist für jede Altersgruppe und für Menschen verschiedenster Interessen ein absolutes Muss. 1 Stunde und 30 Minuten reichen da eigentlich nicht aus, aber alleine geht das schon. Absolutes Highlight, ist das Pinguinbecken auf dem Dach des Gebäudes. Mit Pinguinen kriegt man mich persönlich immer! Jeder der sagt, das Pinguine uncool sind, ist entweder selber äußerst uncool oder Fortuna Düsseldorf Fan! Aber das gehört hier nicht her.

Es gibt jedenfalls viel Wissenswertes und eine Menge aufwendig konstruierter Aquarien.


Nach dem anschließenden Abendessen, geht es zurück ins Hotel. Die Blase am rechten Fuß, ist wieder größer geworden und umso weiter sie nach oben Richtung Sprunggelenk wandert, desto mehr schmerzt sie. Ich weiß das die Etappe morgen nach Bergen a. Rügen, wieder sehr anstrengend wird, darum fasse ich einen Entschluss. Ich steche die Blase leicht auf. Es tut mir leid das ich das so detailliert beschreibe, aber durch das Öffnen entweicht die Flüssigkeit, die Blase ist unter dem Blasenpflaster und im Wanderschuh weniger in Bewegung. Zusätzlich ist sie nicht mehr unter Spannung und das verhindert das Ausdehnen, in eine andere Richtung. Ich schreibe das hier deshalb rein, da mir das persönlich sehr geholfen hat und ich hoffe euch damit ein paar Tipps mitgeben zu können, falls ihr mal das gleiche Problem haben solltet.

Diese Maßnahme hätte wahrscheinlich schon wesentlich früher verhindert, dass die Blase überhaupt so groß werden konnte. Aber Themawechsel.


Als ich schon fast Bettfertig bin, fällt mir etwas ein...

Die Rügenbrücke muss doch Nachts außergewöhnlich aussehen. Ich stelle mir vor wie sie, wie eine Lichterkette auf 2831m Länge, über der Stadt und der Strelasund baumelt. Das veranlasst mich, mich noch einmal anzukleiden und nochmal ins Dunkel hinauszuziehen. Ich laufe also wieder Richtung Hafen und stelle auf dem Weg fest, das ich trotz Zugfahrt, schon wieder auf 20 Tageskilometer komme. Den ganzen Tag nur auf Achse gewesen, aber dafür sehe ich ja gleich nochmal die toll beleuchtete Brücke über der Stadt... Nicht!

Zwei einzeln, rot aufleuchtende Lichter, als Orientierung für Flugzeuge an der Spitze der Brücke, sind das Einzige was zu erkennen ist. Ansonsten befindet sich die Brücke in völliger Dunkelheit. Was ein Flop! Umsonst nochmal den Weg in den Hafen gemacht. Oder?


ree

Da fällt mir ein, dass ich vorhin an einer kleinen Kneipe vorbeigelaufen bin. "Zur Fähre, Die älteste Hafenkneipe Europas", die sogar im Rekordbuch Deutschlands steht.

Wenn ich schon mal hier bin, kann ich ja noch ein Hefeweizen trinken. Gute Entscheidung! Direkt nach dem Eintreten, werde ich von der holländischen Kneiperin begrüßt. Diese Bar ist genau das, was man sich vorstellt, wenn man in eine Kneipe geht. Ein uriger Tresen, maritime Einrichtung mit Fischernetzen, Schiffseilen und ähnlichem, einem kleinen Sitzbereich und einem noch kleineren Raucherbereich. Ich stelle mich direkt an den Tresen zu dem Stammgästen, denn obwohl keiner mehr auf den Straßen Stralsunds unterwegs ist, ist die Kneipe trotzdem brechend voll.


2 Stunden, 3 Hefeweizen und 2 mysteriöse holländische Schnäpse später, heißt es dann aber wirklich Heimweg. Ich darf nicht in den Urlaubsmodus verfallen, noch habe ich 3 Tage harte Arbeit vor mir, bevor ich in Lohme, dem Urlaubsgefühl nachgeben darf. Bei dem Gedanken, dass es nur noch 3 Etappen bis zu meinem Ziel sind, wird mir dann etwas traurig klar, dass bald schon wieder Alles vorbei ist. Aber daran will ich jetzt noch nicht denken, schlafe erstmal deine paar Bier aus und schaffe es bis nach Bergen. Also noch Bergen a. Rügen, Sassnitz und Lohme. 90km Kampf, Schweiß und ganz ganz viel Regen! Ich freu mich drauf, Attacke!


ree

(der neue Markt und die Marienkirche in Stralsund bei Nacht)


 
 
 

Kommentare


© 2023 by NOMAD ON THE ROAD. Proudly created with Wix.com

bottom of page