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Etappe 3 Die ersten Wehwehchen sind da!

  • Autorenbild: PH16
    PH16
  • 4. Jan. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 29. Jan. 2021


(Kraft tanken nach der Ankunft in der Pension)


Es ist der Morgen des 16.8.2020. Um 8:00 Uhr und somit eine Stunde vor dem offiziellen Weckerklingeln, werde ich wach. Das rege Treiben auf dem Campingplatz draußen und die harte Isomatte drinnen lassen keinen weiteren Schlaf mehr zu. Ist aber okay, denn bis nach Templin ist es weit und ich habe noch eine der größten Herausforderungen meiner bisherigen Wanderung vor mir... Legenden zufolge ist es wohl nahezu unmöglich ein Wurfzelt so schnell zusammen zu bauen, wie man es aufgestellt hat. Ich gehe diesem Mythos auf den Grund! Die beiden Berliner setzen sich genüsslich in Ihre Campingstühle, um mir beim Scheitern zu zu sehen und müssen zu Ihrem Bedauern leider feststellen, dass ich das Ding innerhalb von 5 Minuten einwandfrei, wieder in der runden Hülle verstaue. Ich lasse mir meinen Triumph natürlich nicht anmerken, kann mir allerdings den ein oder anderen Spruch dennoch nicht verkneifen.


Noch 12 Etappen, das ist der erste Gedanke, den ich fasse, während ich den Campingplatz Richtung Joachimsthal verlasse. 12 Tage an die Grenzen gehen, hoffen dass mein Mittelfuß hält und jeden Abend komplett fertig sein...? Klingt heftig, aber noch habe ich ein paar Asse im Ärmel!

In Templin soll ich wieder auf einem Campingplatz übernachten, aber diese Nacht brauche ich ein Bett! Ein Glück das wir im Jahr 2020 leben, denn ich buche mir auf die Schnelle, in eine schöne Pension direkt am Stadtsee in Templin ein mit direktem Zugang zum Wasser und Frühstück ist überragender Weise mit enthalten. Ein Grund mehr mich auf mein Tagesziel zu freuen!


Ich merke, dass sich das Blasenpflaster, welches die beiden Männer mir gaben, hilft, was mich durchaus positiv stimmt. In Joachimsthal bin ich nach 30 Minuten angekommen, alles hat zu da es Sonntag ist, kaum ein Mensch ist zu sehen und nach 10 Minuten ist der Spuk auch schon wieder vorbei und ich verlasse den Ort in Richtung Nordwesten. Wieder liegt eine Waldetappe vor mir. die nächsten 2 1/2 Stunden werde ich keinen Menschen, keine Straße, geschweige denn ein Auto sehen. Komischerweise stimmt mich das eher ruhig, als das es mich nervös oder unruhig macht.


Das ist genau das, was ich wollte! Ich alleine auf weiter Flur, die Geräusche des Waldes und dieses Verlangen immer weiter zu wollen! Hauptsächlich Kiefernwälder begleiten mich heute, so wie man es aus Brandenburg gewohnt ist. Abwechselnd mal links und rechts ein paar Auen und Wiesen, aber ansonsten ist da nichts. Kleine Wegmarkierungen an Bäumen und Steinen sind meine einzigen Orientierungspunkte in Verbindung mit meinem Mobilfunktelefon. Ich habe mir vor allen Routen die ich geplant habe, Screenshots gemacht. Zu oft in deutschen Wäldern steht man ohne Empfang da und hat im Notfall keinen Zugriff auf seine Routenplanungen im Internet. Mit Screenshots ist mir das egal, so lange ich noch genug Handy-Akku habe! So vergehen die Stunden und nach 15km komme ich in Gollin an. Im ''Krug Gollin'', wird dann erstmal Pause gemacht. Ein schönes Schnitzel mit Champis, ein alkoholfreies Hefe und Schuhe ausziehen auf der Terrasse.. wat willste mehr als Wanderer?


(Klassischer Brandenburgischer Wald)


15km sind es noch bis Templin und ich merke jetzt bereits, dass dieser Tag noch anstrengender wird als die beiden zuvor...

Wieder geht es in Richtung Wald. Immer geradeaus, kaum Kurven, kaum Abwechslung. Irgendwann laufe ich einen wunderschönen Radweg entlang. Leider kann ich ihn wenig würdigen, da die Füße von Stunde zu Stunde mehr schmerzen. Am Hammerfließ dann ein Lichtblick. Ein idyllischer kleiner Bach, kreuzt den Weg und wird am Lübbesee angestaut. Zeit zum Füße kühlen und Kraft tanken für die letzten Kilometer. auf dem etwa ein Meter tiefen Grund des Ministausees, erkenne ich dann sogar einen Flusskrebs, der gemütlich seine Runden dreht. Solche Dinge siehst du nur, wenn du dir wirklich Zeit für die Natur nimmst! In diesem Bewusstsein bleibe ich noch eine halbe Stunde sitzen, während immer wieder Fahrradfahrer an mir vorbei rauschen und einen gehetzten Eindruck bei mir hinterlassen.



3-4km sind es jetzt noch und meine Grenze ist allmählich erreicht. Der schlechte Schlaf durch Isomatte und Co., fordert langsam Tribut und meine schmerzenden Füße können nicht mehr ignoriert werden. Mittlerweile kann ich nicht mal mehr sagen was schmerzt, einfach alles. Ich schleppe mich am Strandbad Templin und Ahorn Seehotel vorbei, weiter Richtung Stadtzentrum und meiner ''Pension am Stadtsee Templin.'' Völlig im Arsch, komme ich dort an! Was mich allerdings natürlich nicht davon abhält, einen netten Plausch mit zwei Rentnerinnen abzuhalten. Höflichkeit muss sein!

Jetzt bin ich also schon mal in der Uckermark, es geht voran! Allerdings zu einem hohen Preis... Blasen. Trotz bester Wanderschuhe und Wandersocken, gleich zwei am rechten Fuß, am Hacken und am Fußballen. Ein Riesenproblem! Zu allem Überfluss fällt mir beim Duschen ein weiteres Problem auf. Ich habe mir schon an Tag 3 (!), einen Wolf gelaufen...


Es mag komisch klingen aber der Schock saß tief!

Es war Sonntagabend, keine Apotheke, keine Drogerie und kein Schuhfachgeschäft hatten offen, um meine Probleme in den Griff zu kriegen. Ich brauchte einen Plan B, denn alles machte erst am Montag um 10 Uhr wieder auf. Ich ging in die Stadt um meine Muskeln nicht fest werden zu lassen und ohne den Riesenrucksack fühlte sich das Laufen wie auf Wolken an. Auch Templin ist eine schöne Stadt. Eine schöne Altstadt umgeben von alten Stadtmauern und überall Grün und Wasser. Hilft mir nur leider bei meinem Problem nicht weiter. Ich laufe quer durch den Ort zu einer Tankstelle, um mir etwas Essbares zu besorgen, in der Hoffnung dort auch Blasenpflaster zu finden, leider vergeblich. Immerhin werde ich mit einer warmen Bockwurst mit Mostrich belohnt.

Wieder in der Pension angekommen fehlt es mir immer noch an Ideen.

Es dauert bis 23:30 Uhr, bis ich einen Plan habe. Ich muss meine Route ändern, da ich sonst viel zu spät los gehen kann, da ich bis mindestens 10:00 Uhr warten muss, bis alles öffnet. Plan B heißt Lychen! um 12:10 Uhr fährt ein Bus nach Lychen und von da an sind es ''nur noch'' 22km bis zum nächsten Ziel Feldberg. Ein Stein fällt mir vom Herzen, denn ich werde die Zeit morgens brauchen! Neue Vorräte, Blasenpflaster, Tape, Einlagen und Schutzbalsam für den Wolf, stehen auf der Einkaufsliste. Endlich kann ich ruhigen Gewissens schlafen und merke ein Mal mehr, wie geil so ein Bett eigentlich sein kann.


(Panoramafoto vom Stadtsee in Templin, Steg direkt an der Pension)

 
 
 

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